November 2021

1852: Kaufvertrag zwischen Gutsbesitzer Steinhausen und Siedler Merker

Dokument: Kaufvertrag Merker Steinhausen 1852
Weiteres: Handschriftlich, Reste einer Fadenbindung erhalten. Original im Archiv des Museumshof NO 31 Münchehofe
Datum: 25. März 1852
Nachtrag angehängt am 20. April 1854
Aufgefunden: 2017
Digitalisiert: 2017
Entziffert durch: Peter Pinnau
Letzte Änderung: 16.11.2017

Dieses Dokument enthält den ersten Kaufvertrag für das Grundstück in der heutigen Neuendorfer Straße 7 in 15748 Münchehofe. Der Vertrag wurde am 25.3.1852 zwischen dem damaligen Gutsbesitzer Hans Heinrich Herrmann Steinhausen als Verkäufer und dem Tagelöhner/ Anbauer Johann Christian Merker als Käufer abgeschlossen. Mit Abschluss des Vertrages wurde das Hofgrundstück offiziell aus dem Rittergut herausgelöst.

Wie in § 2 des Vertrages genannt und auch aus dem Situationsplan von 1825 (Archiv) zu entnehmen ist, erfolgten Übernahme, erste Bebauung und Nutzung der verkauften Parzelle durch Merker bereits ab dem Jahr 1825.

Der Vertrag regelt, dass anstelle eines Kaufpreises eine jährliche Zahlung (Rente) oder wahlweise die Erbringung von Arbeitsleistungen an den Gutsbesitzer zu leisten war. Diese Rentenpflicht wurde ins Grundbuch eingetragen und anhand vorliegender Unterlagen 1891 gelöscht. Bis 1891 musste Merker bzw. seine Nachfahren jährlich Abgaben für das Grundstück an das Gut leisten.

Weiterhin wird auf eine Genehmigung eingegangen, die es dem Käufer erlaubte, eine Kuh in der herrschaftlichen Herde auf den Weiden des Gutes mit einzustellen. Dafür war Weidegeld und Hirtenlohn zu leisten.

1854 wurde dem Vertrag eine Anlage hinzugefügt. Diese regelt, dass das Wahlrecht zwischen jährlicher Geldabgabe und Arbeitsleitung entfällt und generell die Geldzahlung zu leisten ist. Die Anlage wurde gesammelt für insgesamt 11 Käufer verhandelt und ausgefertigt, die alle 1852 eine VolParzelle aus dem Gut heraus gekauft hatten. Alle übrigen Käufer sind entsprechend genannt.

Die Nachverhandlung von 1854 geht vermutlich auf eine Initiative des Gutsherren zurück, da dieser die Kosten übernahm.

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1825: Situationsplan Bau Wohnhaus

Dokument: Situaitonsplan zum Bau des Wohnhauses
Weiteres: Federzeichnung. Original im Archiv des Museumshof NO 31 Münchehofe
Datum: 5. August 1825 unterschrieben durch den Landrat des Kreises Teltow-Storkow Leopold von Albrecht
Aufgefunden: 2017
Digitalisiert: 2021
Entziffert durch: Peter Pinnau
Letzte Änderung: 14.11.2021

Dieses Dokument ist die älteste erhaltene Urkunde des Museumshofes No 31.

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Das Vertiko aus dem Pfarrhaus Münchehofe

Leider habe ich von diesem Möbelstück erst viel zu spät Fotos gemacht. Aber besser spät als nie und so schreibe ich das mir bekannte heute nieder.

Was ist ein Vertiko?

Aus Wikipedia: Das Vertiko, gelegentlich auch in der Schreibweise Vertikow, ist ein vertikal ausgerichtetes Behältnismöbel. Zumeist hat es zwei Türen und eine darüberliegende Schublade mit Deckplatte. Es ist höher als eine Kommode, aber niedriger als ein Schrank und besitzt meist einen regalartigen Aufsatz, der zum Aufstellen von Nippes diente….

Dieser Möbeltyp wurde von etwa 1860 bis 1910 hergestellt, also überwiegend im Stil des Historismus oder des Jugendstils.

Wie kam das Vertiko in meinen Besitz?

Im November 2017 oder 2018 – leider weiß ich das nicht mehr ganz genau – hat der Gemeindekirchenrat Münchehofe zu einem Arbeitseinsatz auf dem Grundstück des Pfarrhauses aufgerufen. Mein Sohn und ich haben daran teilgenommen. Abgesehen davon, dass solche Einsätze gut für den Zusammenhalt im Ort sind, dachte ich mir schon, dass das ein oder andere historische Relikt aus der Ortsgeschichte auftauchen wird und ich ggf. in rettender Funktion tätig werden kann.

Die zu diesem Zeitpunkt noch im Dienst befindliche Pastorin war mit der Pflege des Grundstücks scheinbar überfordert oder setzte die Prioritäten an anderer Stelle. Es hatten sich zahlreiche Helfer eingefunden und es standen folgende Aufgaben an:

  • Zurückschneiden des üppigen Buschwerks auf dem Hof. Für das Gestrüpp stand ein mobiler Schredder bereit.
  • Entsorgen von Müll aus dem ehemaligen Stallgebäude. Dafür stand ein Abfallcontainer bereit, der sich relativ schnell füllte.
  • Zurückschneiden von Bäumen, da einige Äste Schaden am Dach des Stallgebäudes verursachten.
  • Abbrennen von dafür tauglichem Abfallholz direkt vor Ort mit Umtrunk

Die Arbeit kam gut voran und es wurde ein geselliger Tag.

Im ehemaligen Stallgebäude lag wirklich eine Menge Abfall herum. Als dieser beseitigt war blieb ein unscheinbares Regal übrig, welches an Ort und Stelle verbrannt werden sollte. Leider habe ich damals kein Foto davon gemacht. Ich erkannte aber schnell, dass sich unter den aufgetackerten Kunststoffdecken ein älteres Möbelstück verbarg.

Die Einlegeböden waren offenkundig unfachmännisch nachträglich eingesetzt worden. Alles schief und DDR-typisch mit Kunststoff bespannt. Man konnte darauf noch die Spuren diverser Farbtöpfe erkennen, die im Laufe der Jahrzehnte in diesem Regal gestanden hatten.

Als es nun auf das Feuer sollte habe ich das erstmal gestoppt. Gegen Ende des Einsatzes musste ich dann entscheiden – mitnehmen oder verbrennen lassen? Es sind immer wieder diese Moment, in denen man blitzschnell Entscheidungen treffen muss. Ich kam zu dem Schluss, der erstmal nicht falsch sein kann – zunächst Sichern, ins Lagerfeuer kann man es später immer noch geben.

So kam das Vertiko – damals wusste ich noch nicht was es ist – zu mir.

Dornröschenschlaf

Ich habe das armselige Möbel zunächst in der ehemaligen Tischlerei abgestellt. In den Jahren danach habe ich tatsächlich immer wieder überlegt, es bei einem Lagerfeuer mit zu verbrennen.

Dann kam das Jahr 2019 – Trennung, Krankheit, Auszug, neues Leben? Das Vertiko wartete geduldig, bis es an der Reihe war. Und dies sollte im April 2020 geschehen. Ich hatte im Februar eine Wohnung unweit des Museumshofes bezogen und mich dort größtenteils gebraucht eingerichtet.

Auf der Suche nach einem Möbel für den Flur fiel mir das Regal aus dem Pfarrhaus ein. Ich wollte es mir anschauen und entweder für den Flur aufbereiten oder endgültig entsorgen.

Aufarbeitung

Folgendes wurde gemacht:

  • Ausbau aller nachträglich eingezimmerten Spanplatten und Bretter
  • Kunststoffbespannung oben entfernt.
  • Tackerklammern gezogen
  • 2 Böden aus Leimholz eingebaut und damit Gesamtkonstruktion stabilisiert
  • Fehlendes Bodenstück nachgebaut mit passender Verzahnung
  • Umlaufende Zierleiste geleimt (war gebrochen)
  • Weitere Fehlstellen geleimt
  • Nach Montage dunkel gebeizt und gewachst
  • 4 einfache Füße aus einer Kiefernstange

Bei den Böden habe ich darauf geachtet, dass die IKEA Dröna Boxen passen. Die Boxen gibt es in vielen tollen Dekors. Ich habe Schuhe, Mützen und das Altpapier in den Boxen.

Hier eine Fotostrecke. Leider habe ich kein Bild vom Anfang der Arbeiten:

The big picture or putting things together

So richtig spannend wurde das Thema erst, nachdem mir auf irgendeiner Website zufällig eine Ebay-Kleinanzeigen Werbung zu einem sog. Vertiko angezeigt wurde. Mit fiel sofort eine große Ähnlichkeit zu meinem Schränkchen auf und ich habe mir das angeschaut und mich dann mit dem Begriff beschäftigt.

Es war auch schnell klar, warum in der Ablagefläche oben zwei relativ große Bohrungen sind. Diese stammen von dem Aufsatz, den das Vertiko ursprünglich einmal hatte (zum Aufstellen von Nippes wie es bei Wikipedia heisst ;).

Aufgrund der zeitlichen Einordnung (1860-1910) kann man davon ausgehen, dass das Vertiko in der 2. Hälfte des 19. Jahrhundert im Pfarrhaus stand und später aussortiert und in der Endkonsequenz als Regal verbastelt im Schuppen landete. Es stand mehrmals kurz vor der Entsorgung.
In der Sammlung schließt sich der Bogen zum Pfarrhaus über eine Postkarte (https://hofwerker.de/ansichtskarte-pfarrhaus-muenchehofe-1911/) sowie eine ganze Reihe von Gegenständen aus dem Nachlass der Pfarrersfamilie Röhl (bis ca. 1960 in Münchehofe). Die Gegenstände wurden ebenfalls bei dem Aufräumeinsatz geborgen.

Bei einem Besuch im Museum Kornspeicher Straupitz im Jahre 2020 fiel mir auf, dass dort ein sehr ähnliches Vertiko steht – allerdings noch mit Türen aber auch ohne Aufsatz aber mit den Bohrungen. Möglicherweise sind beide Stücke hier in der Region an selber Stelle gefertigt worden.

Siehe auch: Neisser Konfekt – der vergessene Lebkuchen