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Historische Fotoaufnahmen MZ ES 250 Doppelport

Im März 2022 habe ich diese 3 alten Fotografien erworben. Das Gespann Foto ist mit Prerow 1960 beschriftet. Wie man am weit in Fahrtrichtung rechts stehenden Krümmeransatz am Zylinder erkennt, handelt es sich im eine Doppelport. Es könnte sich theoretisch um meine eigene Maschine handeln, praktisch hat die Maschine auf dem Foto aber schon neuere verbesserte Stoßdämpfer bekommen wogegen mein Gespann mit den ursprünglichen Dämpfern zu mir kam und damit mit nahzu 100 prozentiger Sicherheit niemals moderne Dämpfer besaß.

Die anderen beiden Fotos zeigen die gleiche Situation. Neben der schwarzen Doppelport ist vermutlich eine DKW NZ zu sehen. Die Bekleidung der Fahrer und Sozias ist absolut zeitgenössisch.

Beginn Demontage

Jeder Handgriff sitzt. Nach Demontage des Seitenwagens kommt dieser auf 2 Böcke. Ich beginne mit der Zerlegung der Maschine. Alle Teile werden zunächst in der Scheune eingelagert. Folgende Arbeiten stehen jetzt an:

  • Vorsichtige Reinigung der Lackteile
  • Konservierung der Lackteile mittels Hohlraumwachs
  • Ggf. Richten des verbogenen Kippständers. Im Moment ist es relativ schwierig, die Maschine aufzubocken. Am Gespann wäre das am Ende jedoch nebensächlich.
  • Durchsicht des Motors: Abnahme des Kupplungsdeckels und des Zylinders. Wechsel der Kickstarterfeder und Kontrolle der Innereien. Falls nichts dagegen spricht wird der Motor ungeöffnet wieder in Betrieb genommen.
  • Erneuerung Kette
  • Erneuerung Radlager und Lager im Kettenkasten.
  • Instandsetzung der Elektrik. Mal schauen, wie viel sich vom originalen textilummantelten Kabelbaum retten lässt

Am Abend ist an der Heckpartie so gut wie alles demontiert.

Beginn Instandsetzung

Manchmal kann ein Besuch inspirierend sein! Am Samstag Abend habe ich Besuch von zwei MZ-Foristen. Sie machen auf einer Abholfahrt einen Zwischenstopp und wir schauen uns das Gespann an. Auch für mich ist wieder die ein oder andere Information dabei.
Die beiden raten auch nochmal dazu, von einer Restaurierung Abstand zu nehmen und den Originalzustand zu erhalten.

Noch am Abend fällt der Entschluß, dass es am nächsten Tag losgehen soll. Das Gespann wartet nun seit 2 Jahren. Nach Fertigstellung der Scheune hat sich die Platzsituation endlich entspannt. Mit der ETS 250 habe ich die erste MZ im weitestgehenden Originalzustand wiederbelebt.
Ich denke, dass ich nun die innere Ruhe und auch die Reife habe, um mich dem Gespann zu widmen.

Es steht nun fest: Das Doppelport-Gespann bleibt original und zwar so weit wie möglich. Bedeutet: keine Lackverschönerungen, keine komplette Motorrevision, kein Austausch von Teilen zur Steigerung der optischen Attraktivität. Ich werde auch darauf verzichten, „bessere“ Originalteile zu verbauen. Ich möchte mich ausschließlich auf die technische Seite beschränken und aus dem, was noch vorhanden ist, das Beste herausholen.

Ersatzteilliste 1957/58 und Explosionszeichnungen

Mit etwas Glück konnte ich bei ebay eine originale Erstzteilliste für die ES 250 ersteigern. Laut Verkäufer sollte es sich um ein Exemplar aus Februar 1957 handeln. Bei genauerer Betrachtung stellte sich heraus, dass die Liste ein Nachdruck der 57er-Liste aus dem Jahre 1958 ist.
Aufgrund dieser Tatsache sind in der Liste diverse Änderungen mit dazugehöriger FIN bzw. Motornummer vermerkt. Diese werden im folgenden genannt:

Motor-Nr. 2105658
Kurvenwalze wird verändert.

Motor-Nr. 2106671 (FIN 1106531)
Umstellung auf einen Auspuff. Zylinder, Auspuff, Rahmen, Kippständer, Fahrer- und Soziusfußrasten, Seitenverkleidungen, Kettenkasten und Kettenspanner werden verändert. Die hintere Schwinge wird mit SW-Aufnahme versehen.
Motorgehäuse, Getriebe und Kickstarter bleiben unverändert.

FIN 1106674 (nicht korrekt, richtig ist ca. 1107409)

Änderung Ansauggeräuschdämpfer und Luftfilter. Der Luftfilter wird in den vorderen Sitz verlegt. Die rechte Seitenverkleidung wird nochmals geändert (Ausschnitt für Luftzuführung vom Sitz).

Die FIN-Angabe ist FALSCH und findet sich dennoch in allen möglichen MZ-Veröffentlichungen der damaligen Zeit. Die 6674 gehört dabei zur 175er Baureihe – also 3006674. Wenn man das auf die Einführung des Einheitsrahmens bei 1106531/ 3005796 zurückrechnet kommt man bei der 250er ca. auf FIN 1107409.

Der Luftfilter war definitiv bei FIN 1106792 und sogar noch bei einer ca. 150 Nummern neueren ES noch nicht im vorderen Sitz.

FIN 1106880
Auslieferung mit NiCa-Akku anstelle des Bleiakkus.

Motor-Nr. 2108260
Kurbelwelle, Motorengehäuse, Ansauggeräuschdämpfer, Kupplungsdeckel, LIMA-Deckel, Kupplung,  Kupplungsausdrücker, Kupplungsbowdenzug und Kickstarterhebel werden verändert.
Der Schlauch der neuen Entlüftung am Motorgehäuse führt in den Ansauggeräuschdämpfer.
Kickstarterwelle und -feder und die Räder auf der Kickstarterwelle bleiben unverändert.

Motor-Nr. 2109029
Abtriebswelle, Lager für Abtriebswelle und Kettenrad werden verändert. Die Getrieberäder und die Antriebswelle bleiben unverändert.

Motor-Nr. 2109216
Veränderung der Hauptdüse von 110 auf 105.

Der genaue Stand der Liste kann nicht ermittelt werden. Anhand der höchsten Nummer (2109216) lässt sich ableiten, dass Änderungen bis Anfang 1958 berücksichtigt wurden.

Aus diesen Informationen lassen sich meiner Meinung nach folgende Aussagen treffen:

  • Das Getriebe (bzw. die Übersetzung) wurde nicht verändert. Nur die Lager der Abtriebwelle und die Verzahnung zum Aufstecken des Kettenrades wurde verstärkt.
  • Motorgehäuse, Kickstarterhebel und Kupplung wurden erst ab der FIN 2108260 verändert. Kickstarterwelle- und feder wurden nicht modifiziert.
  • Es wurden keine Änderungen am Fahrgestell vorgenommen, um die Stabilität für den Seitenwagenbetrieb zu erhöhen.

Ersatzteillisten aus den Jahren 1959-1962 wären von Interesse, um weitere Modifikationen zeitlich korrekt einordnen zu können.

Explosionszeichnungen von 1957

Mit etwas Glück konnte ich bei ebay 2 Explosionszeichnungen von 1957 im Format 90x65cm ersteigern. Abbildung 1 zeigt den Motor mit vielen Details, Abbildung 2 den Aufbau der Stoßdämpfer.
Die Zeichnungen werden gerahmt und bekommen dann einen Ehrenplatz.

Teilemarkt Neuruppin 2009

Großer Teilemarkt in Neuruppin. Ich habe Glück und bekomme einen originalen Gasgriff mit grünlicher Färbung und der feiner ansteigenden Schnecke.

Ausserdem bekomme ich 2 Chromkappen für die vorderen Stoßdämpfer. Eine ist sehr gut erhalten, die andere mit Patina.

Eine Gespannschwinge für vorn nehme ich auch noch mit, da die angebaute Schwinge links starken Rost hat und ggf. nicht mehr verwendet wird.

Reparatur Kotflügel

Nach einer längeren Wartezeit ist der durchgerostete vordere Kotflügel ausgebessert. Die Firma wollte gleich noch Sandstrahlen und neu lackieren, dies wurde aber erstmal nicht gemacht.

An der Stelle, die durch den Schwingenträger verdeckt wird, ist der alte Lack noch nahezu neuwertig erhalten. Man kann also gut ein Frabmuster nehmen.
Der Lack soll natürlich drauf bleiben, auch wenn es nachher nicht mehr zu sehen ist. Der Rest des Kotflügels muss aber wahrscheinlich neu lackiert und liniert werden.

Die Überdeckung an der linken Seite und die angedeutete Spitze auf der Oberseite ist auch zu sehen.

Ältere Bilder

Ich habe Ende 2008 Kontakt zum letzten Besitzer des Gespanns hergestellt, der damit noch gefahren ist. Er fuhr die Maschine von 1961 bis 1965 und legte sie dann still. In einem Schuppen stand das Gespann dann ca. 40 Jahre bis es verkauft wurde.

Kürzlich habe ich einige Bilder erhalten, die die Maschine kurz vor dem Verkauf zeigen. Sie ist teilzerlegt und hat über die Jahre doch etwas gelitten.

Es ist erstaunlich, dass durch Zusammensetzen der Teile, Reinigung und Pflege der Lederteile und Konservierung der gesamten Maschine der Gesamtzustand schon deutlich besser erscheint.

KFZ Brief, Dokumente und Historie

Manchmal geschehen Wunder. Ein Anruf in Abwesenheit. Ich rufe zurück und erhalte eine freudige Nachricht: Der KFZ-Brief und einige Dokumente zum Motorrad sind aufgetaucht.
Ich bin leider krank und weiss nicht, wann ich die Dokumente selbst abholen kann. Die Spannung ist zu gross, um noch zu warten. Meine Frau fährt und ich nehme den Stapel Papier um 22:00 Uhr in Empfang.
Erste neugierige Blicke im Auto belegen, dass der Verkäufer nicht zu viel versprochen hat. Ich muss mich aber zunächst in Geduld üben, bis wir zu Hause sind.

Erste Sichtung

Vor dem Schlafengehen schaue ich die Papiere nochmal durch. Es sind Kaufverträge, Versicherungsunterlagen, Steuerkarte, Rechnungen, eine Karte der Polizei und der Fahrzeugbrief dabei. Einige Dokumente sind auf den Bildern (rechts) zu sehen und können durch Klick vergrößert werden.

KFZ-Brief

Der KFZ-Brief gibt Rätsel auf. Es deutet alles darauf hin, dass es sich um einen Zweitbrief handelt, der im Februar 1959 ausgestellt wurde. Dafür sprechen:

  • 1. Haltereintragung vom 28. Februar 1959
  • Technische Daten sind von Hand eingetragen
  • Werksabschnitt (Zschopau, den … ) ist leer
  • Briefbestätigung durch Sachverständigen der DVP

Die genannten Fakten lassen eigentlich keinen anderen Schluß zu. Der im Brief eingetragene Besitzer hat das Gespann jedoch auch schon 1958 mit identischem Kennzeichen gefahren, wie die Überweisungsdurchschläge belegen.
Sehr merkwürdig ist jedoch, dass auf der Vorderseite des Briefes der Monat 9/56 abzulesen ist. Es handelt sich dabei um den Herstellungsmonat des Briefvordrucks. Dies würde im Grunde exakt zum wahrscheinlichen Auslieferungstermin 10/56 passen. Auch die Briefnummer liegt sehr weit hinter der meines 59er-Briefs der schwarzen ES 250 (Vordruck aus 58).
Die einzige Erklärung könnte sein, dass die Vordrucke in der DDR vorab an Behörden und Betriebe verteilt wurden und bei der DVP in Wittenberg 1959 noch Rohbriefe von 1956 übrig waren.

Die Eintragung des Seitenwagens erfolgt erst im November 1959, obwohl der Besitzer den Seitenwagen und den Umrüstsatz offenbar bereits Ende 1958 gekauft hatte.

Nachtrag: Ich habe erfahren, dass die grünen KFZ-Briefe und Zulassungen in der DDR erst um 1958 eingeführt wurden. Vorher gab es nur ein bräunliches Dokument. Diese alten Ur-Briefe wurden im Laufe der Zeit eingezogen und Schritt für Schritt durch die neuen grünen Briefe ersetzt.
Dies erklärt auch den Zweitbrief des Gespanns.

Seitenwagen – Brief der HO Wismut

Zum Seitenwagen ist ein recht interessantes Dokument erhalten geblieben. Daraus geht hervor, dass der Erstbesitzer einen Seitenwagen über die HO Wismut kaufen konnte. In dem Schreiben teilt die HO den Zahlungsablauf mit und schlägt vor, den Seitenwagen bei einer regulären Transportfahrt nach Luckenwalde auszuliefern.

Teilemarkt Neuruppin 2008

Es geht zum großen Teilemarkt nach Neuruppin. Ich habe einige Doppelportteile als Muster dabei, um Ersatz bzw. Fehlteile zu bekommen. Besonders wichtig ist mir natürlich das Rücklichtglas.
Ergebnis nach 5 Stunden Suche: Genau 1 passendes Glas für das Motorrad und genau 1 passendes Glas für den Stoye (das angebaute hat Sprünge). Sonst gab es nur Nachfertigungen, was von vornherein nicht in Frage kam.

  • Glas der Maschine: Aufschrift IKA AFM. IKA steht in einem dreieckigen Logo
  • Glas am Stoye: AUFA. Darunter ist eine Wellenlinie

Leider keine Luftpumpe, keine Teile für den Unterbrecher, keine Flüglemutter, keine passenden Griffgummis und keine Hebeleien in Originallänge.

Also: weitersuchen!