Urban sketching day in Berlin

Heute fahren wir zu viert mit der S-Bahn in die Stadt. Ich habe mein Zeichenbuch und Stifte dabei und außerdem auch noch den Basketball.

Erstes Ziel ist der Antikmarkt am Ostbahnhof. Wir laufen einmal durch aber finden nichts. Es gibt relativ viele Philatelie Stände. Hier liegt mein Interesse bei regionalen Ganzstücken, was aber der SUche nach der Nadel im Heuhaufen gleicht.

Wir fahren zurück zum Alex und schlendern mit einem Eis durch das Treiben. Berlin ist schon eine komische Mischung aus verschiedensten Charakteren. Viele Leute die man trifft, sehen nicht wirklich gesund aus. Viele sind auf der Verliererseite unserer Gesellschaft.

Wir erreichen den Hackeschen Markt mit dem alten Bahnhof und den Restaurants, Bars und Cafes. Eine schöne Ecke im oft eher weniger schönen Berlin wie ich finde. Ich suche sofort nach Positionen, von denen man Zeichnen könnte. Aber wir gehen erstmal weiter.

An der Spreepromande schräg gegenüber des Berliner Doms machen wir Pause und ich entscheide mich spontan, das Motiv aufs Papier zu bringen. Zu Beginn muss die Aufteilung und die Proportion des Motivs auf das Papier gebracht werden. Dazu nehme ich Bleistift und zeichne dünn vor. Korrekturen sind jederzeit möglich. Radieren muss man nicht. Später werden dann weitere Details mit Bleistift skizziert.
Abschließend kommen die schwarzen Fineliner zum Einsatz und das Bild erhält das finale Aussehen. Ich brauche ca. 1 Stunde und bin mit dem Ergebnis zufrieden auch wenn es natürlich nicht perfekt ist.

Während des Zeichnens kommen immer wieder Flaschensammler vorbei und fragen nach Leergut. Es gibt in Berlin eine ganze Reihe an Menschen, deren Tagesziel im Sammeln von Pfandflaschen besteht. Es bringt für sie etwas Geld aber gleichzeitig hindert es sie aus meiner Sicht daran, ihre Situatuion grundsätzlich zu verbessern. Aber vielleicht sehe ich das zu einfach und zu arrogant? Ist schwierig.

Wir gehen weiter zum Monbijoupark. Das Basketballfeld ist voll und es warten viele am Rand, um zu spielen. Wenn man so zuschaut ist das ein ganz schönes Ego Gezocke. Jeder macht irgendwie seins. Gepasst wird nur zu Not wenn man feststeckt. Basketball ist eigentlich Teamplay. Das fehlt hier heute. Bei der nächsten Runde drängeln sich dann auch 80 Prozent der gleichen Spieler wieder aufs Feld. Das ist mir dann zu doof und ich möchte Freundin+Kids nicht warten lassen. Also streichen wir Basketball heute.

Nächster Stopp ist die Strandbar mit Openair Tanzfläche. Wir wollten das heute mal checken. Auf dem Programm steht „Swing“ aber es ist noch etwas zu früh am Tag und es ist noch nix los.

Die Kinder möchten das Frauen EM Finale im Public Viewing schauen. Wir gehen ein Stück zurück zu einer Bar, die draußen Stühle und Fernseher aufgebaut hat. Juliane und die Kinder nehmen Platz. Mich interessiert Fußball zugegeben überhaupt gar nicht und ich habe die Wahl zwischen Basketballfeld und Hackeschem Markt. Ich entscheide mich für letzteres und hole das Zeichenzeug nochmal raus.

Beim Zeichnen ergeben sich 2 Gespräche. Ein Herr fragt mich, ob ich das beruflich mache und als ich das verneine nach dem „Warum?“ Wir unterhalten uns ein wenig. Es geht teilweise in die philosophische Richtung.

Nachdem Ende des Gesprächs denke ich weiter über das „Warum?“ nach. Ja warum eigentlich? Vermutlich geht es um Anerkennung, um das Ausleben einer Neigung bzw eines Talents, um das Ausschöpfen der eigenen Fähigkeiten. Wer mich als IT-Admin kennt wundert sich, dass so jemand Zeichnen kann, gern tanzt oder Melodien mitsingen kann. Die Leute denken, ein mathematisch/ logischer Geist wäre für kreative oder leidenschaftliche Dinge ungeeignet. Das ist natürlich komplett falsch und auch in der IT geht es häufig um Kreativität beim Aufspüren und Lösen von Problemen und Herausforderungen.

Das zweite Gespräch führe ich mit Natalia wenn auch nur kurz. Sie zeichnet selbst und findet meine Skizzen toll. Sie fragt warum ich die Bilder nicht verkaufe. Ich antworte, dass ich schon welche verschenkt habe. Darauf entgegnet sie, dass sie sofort eines geschenkt nehmen würde und tippt auf den Berliner Dom. Ich überlege kurz und gebe ihr die Zeichnung mit. Natalia ist auf dem Weg zu einem Date – na dann los!

Zur 2. Halbzeit wechseln Juliane und die Kinder in das Restaurant „BBQ Kitchen“ vor dem ich zeichne. Auch dort läuft das Finale. Nach Fertigstellung des Bildes setze ich mich mit dazu. Am Tisch sitzt ein Pärchen aus Köln und wir reden ein bissl. Ich zeige der Bedienung das Bild und als wir zahlen wollen, fragt sie ob es möglich wäre, das Bild zu kaufen. Sie telefoniert mit dem Chef und wir verrechnen mit einem Teil unserer Zeche und bekommen noch eine Abschlussrunde aufs Haus. Das Bild wird im „Restaurant“ aufgehängt.

Warum gibt man die Bilder weg? Was gibt es besseres, als die Bilder Leuten zu überlassen, die sie zu schätzen wissen?

Es ist 21:45 Uhr und wir gehen nochmal zur Tanzfläche rüber. Nun ist Betrieb. Der DJ sagt den letzten Song an und wir tanzen mit. Es ist ungewohnt, von so vielen aktiven Tanzpaaren umgeben zu sein. Auf normalen Veranstaltungen tanzen die meisten Leute ja eher passiv.

Gegen 22 Uhr geht es zurück nach Hause und ab ins Bette… Morgen wieder ITler im Büro. Danach zurück aufs Land. Filmriss?