KFZ Brief, Dokumente und Historie

Manchmal geschehen Wunder. Ein Anruf in Abwesenheit. Ich rufe zurück und erhalte eine freudige Nachricht: Der KFZ-Brief und einige Dokumente zum Motorrad sind aufgetaucht.
Ich bin leider krank und weiss nicht, wann ich die Dokumente selbst abholen kann. Die Spannung ist zu gross, um noch zu warten. Meine Frau fährt und ich nehme den Stapel Papier um 22:00 Uhr in Empfang.
Erste neugierige Blicke im Auto belegen, dass der Verkäufer nicht zu viel versprochen hat. Ich muss mich aber zunächst in Geduld üben, bis wir zu Hause sind.

Erste Sichtung

Vor dem Schlafengehen schaue ich die Papiere nochmal durch. Es sind Kaufverträge, Versicherungsunterlagen, Steuerkarte, Rechnungen, eine Karte der Polizei und der Fahrzeugbrief dabei. Einige Dokumente sind auf den Bildern (rechts) zu sehen und können durch Klick vergrößert werden.

KFZ-Brief

Der KFZ-Brief gibt Rätsel auf. Es deutet alles darauf hin, dass es sich um einen Zweitbrief handelt, der im Februar 1959 ausgestellt wurde. Dafür sprechen:

  • 1. Haltereintragung vom 28. Februar 1959
  • Technische Daten sind von Hand eingetragen
  • Werksabschnitt (Zschopau, den … ) ist leer
  • Briefbestätigung durch Sachverständigen der DVP

Die genannten Fakten lassen eigentlich keinen anderen Schluß zu. Der im Brief eingetragene Besitzer hat das Gespann jedoch auch schon 1958 mit identischem Kennzeichen gefahren, wie die Überweisungsdurchschläge belegen.
Sehr merkwürdig ist jedoch, dass auf der Vorderseite des Briefes der Monat 9/56 abzulesen ist. Es handelt sich dabei um den Herstellungsmonat des Briefvordrucks. Dies würde im Grunde exakt zum wahrscheinlichen Auslieferungstermin 10/56 passen. Auch die Briefnummer liegt sehr weit hinter der meines 59er-Briefs der schwarzen ES 250 (Vordruck aus 58).
Die einzige Erklärung könnte sein, dass die Vordrucke in der DDR vorab an Behörden und Betriebe verteilt wurden und bei der DVP in Wittenberg 1959 noch Rohbriefe von 1956 übrig waren.

Die Eintragung des Seitenwagens erfolgt erst im November 1959, obwohl der Besitzer den Seitenwagen und den Umrüstsatz offenbar bereits Ende 1958 gekauft hatte.

Nachtrag: Ich habe erfahren, dass die grünen KFZ-Briefe und Zulassungen in der DDR erst um 1958 eingeführt wurden. Vorher gab es nur ein bräunliches Dokument. Diese alten Ur-Briefe wurden im Laufe der Zeit eingezogen und Schritt für Schritt durch die neuen grünen Briefe ersetzt.
Dies erklärt auch den Zweitbrief des Gespanns.

Seitenwagen – Brief der HO Wismut

Zum Seitenwagen ist ein recht interessantes Dokument erhalten geblieben. Daraus geht hervor, dass der Erstbesitzer einen Seitenwagen über die HO Wismut kaufen konnte. In dem Schreiben teilt die HO den Zahlungsablauf mit und schlägt vor, den Seitenwagen bei einer regulären Transportfahrt nach Luckenwalde auszuliefern.

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